Die Klänge des Sommers
Interview mit
Arman Naféei
Der Directeur d’Ambiance erzählt, was er am Sommer im Engadin besonders mag und wie er bei der Auswahl der Musik für die Bars und Restaurants im Kulm Hotel vorgeht.




Das Schöne am Engadin sind die Geräusche der Natur, besonders im Sommer. Dann ist es hier wunderbar. Man hört die Insekten, die Vögel, den Wind und das Wasser. Es gibt so viele Gewässer hier.
All das ist für mich der ultimative Soundtrack – mehr als alle Musik der Welt. Genau das ist das Besondere daran. Ich versuche jeweils, ein Stück davon in die Musik selbst einzubauen. Sie soll leicht sein. Fröhlich. Nach Sonne klingen, aber nicht nach Strand, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Ich habe hier ein Album vor mir: Songs for the Jet Set von Tony Bennett. Also etwas in dieser Art. Ich habe natürlich einige sehr traditionelle Schweizer Klänge, und wenn man sie einsetzt, kommt dieses Sommergefühl auf. Und ohne zu sehr in ein Klischee abzudriften: Eine leise Kuhglocke hie und da, die Leichtigkeit einer akustischen Gitarre oder einer zwischendurch erklingenden Geige, der Klang einer italienischen Gitarre – all das weckt ebenfalls Sommergefühle, denn natürlich gibt es kulturell in dieser Region einen gewissen italienischen Einfluss.
Ich schätze besonders das Spa und den gesundheitlichen Ansatz des Kulm. Um 18 Uhr geh ich in die Sauna, jeden Tag natürlich. Das ist sicher mein Highlight. Und natürlich der Ausblick vom Whirlpool draussen – der ist zu jeder Jahreszeit unglaublich.
Ich mag Massagen und lass dabei gern das Fenster offen, damit man die hereinströmende Luft hören und spüren kann. Und die Unterwasserlautsprecher im Schwimmbad spielen ebenfalls Klänge ab, das ist grossartig. Für das ultimative Schweizer Erlebnis gehe ich im Sommer ausserdem gern im Chesa al Parc essen, während die Sonne die Berge und das Kulm Hotel anstrahlt.
«Ich liebe die Wanderung in Sils Maria.»
Was mir am Engadin besonders gefällt, ist die Natur und die vielen Freizeitmöglichkeiten draussen. Ich persönlich ziehe den Sommer dem Winter vor, weil ich nicht der beste Skifahrer bin.
Toll fand ich, als ich Ende des letzten Sommers mit dem E-Bike vom Kulm hinunter nach St. Moritz-Bad gefahren bin. Dabei fährt man den Hügel hinunter nach Bad und um den grossen See herum in den Wald. Entlang des Velowegs stehen Outdoor-Trainingsstationen, die wirklich Spass machen. Man fährt von Station zu Station, macht verschiedene Übungen und springt dann in den See, um sich abzukühlen. Die Tour ist gut machbar.
Ich mag auch die Wanderung in Santa Maria. Und es macht mir Spass, mit dem Mountainbike von ganz oben auf dem Berg runterzufahren, an den Bächen und Flüssen anzuhalten und einfach die Füsse in das eiskalte Wasser zu halten. Das Wasser ist voller Leben. Das müssen Sie probieren, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Man ist direkt an der Quelle und spürt die Lebendigkeit. Das Wasser lebt. Es wurde eben erst geboren. Das ist unglaublich. Und diese Energie kann man mitnehmen. Die Sonne ist intensiv, kräftig, aber wunderschön. Es klingt seltsam, aber in dieser Höhe ist man dem Universum und Gott ein bisschen näher. Man spürt, man ist näher dran. Es sind weniger Schichten dazwischen, weniger Filter. Man nähert sich der Quelle aller Energie. Es ist wirklich unbeschreiblich. Das ist die Kraft, die man spürt, wenn man hoch oben in den Bergen ist.


Ja, die Natur ist meine Inspirationsquelle. Unabhängig von der Jahreszeit hat das Engadin sehr viel zu bieten, es ist so vielseitig und weitläufig. Ich schöpfe viel Inspiration aus der Vielfalt der Geräusche: die Grillen, die Insekten, die ums Wasser schwirren, der Wind und die Vögel. Das ist das Besondere hier.
Die Idee ist, an einem oder zwei Wochenenden Bekannte und Gäste einzuladen, das Kulm und das Engadin im Sommer zu erleben, mit einem Programm rund um die Klänge des Engadins. Aber eigentlich geht es weniger um die Musik als vielmehr um die Aktivitäten in der freien Natur, den Gesundheitsaspekt und das Angebot des Kulm Spa. So weit die Idee, aber wir müssen noch einige Punkte ausarbeiten.
Natürlich werden wir auch in dieser Saison an den Wochenenden unser Musikprogramm im Kulm Country Club durchführen. Dafür kuratiere ich ein Programm mit Musik von anderen herausragenden Musikkuratoren und DJs aus Europa. Die Idee: Die Gäste kommen auf einen Drink vorbei und sitzen auf der Terrasse, wo während der ganzen Saison freitags, samstags und sonntags tolle Musik gespielt wird. Die Atmosphäre erinnert an eine Bar-Lounge, aber mit anspruchsvoller, kuratierter Musik. Im Winter ist sie tanzbarer, vor allem an den Wochenenden, wenn viel los ist – dann gibts eine richtige Party.




Wenn ich an einen Raum herangehe, dann frage ich mich als Erstes: Was ist der Zweck des Raums? Was ist das Thema und wer soll angesprochen werden? Und auch: Wie gestaltet sich hier der Übergang vom Tag zur Nacht? Es gibt verschiedene Anforderungen, morgens, nachmittags, abends, spätabends, und sie sind alle völlig unterschiedlich.
In der Regel bitte ich den Kunden oder die Kundin, mir ein Moodboard und Referenzen zu schicken. Die Zusammenarbeit mit Luke fürs Amaru war ziemlich einfach. Wir kennen uns. Wir hatten schon vorher miteinander zu tun. Ich kenne seine Ästhetik. Ich kenne das peruanische Flair. Wir fragten auch die Küchenchefin nach ihrer Playlist und arrangierten dann alles in verschiedene Sequenzen, die in Bezug auf Tempo und Intensität über den Abend hinweg aufeinander aufbauen.
Die Musik sollte immer eine Art Schatten sein. In einem Restaurant folgt sie einfach der Energie des Raums – sie schreibt nichts vor. Denn sonst würde sie das Erlebnis von Essen, Design und Stimmung beeinträchtigen, verstehen Sie?
Und natürlich verändern und aktualisieren wir die Energie in jeder Saison ein wenig. Aber ja, jeder Bereich hat seinen eigenen Soundtrack, je nach Anforderungen und Identität des Raums. Das peruanische Restaurant ist völlig anders als der Kulm Country Club und die Altitude Bar, die sich wiederum deutlich vom Chesa al Parc unterscheiden. Ich arbeite besonders gern in Spas, weil man dort den Klang als weiteres Element der Entspannung und Heilung einsetzen kann. Man kann mit verschiedenen Frequenzen spielen, sodass der Ton richtig Teil der sinnlichen Erfahrung wird.
«Wie lässt sich die Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden...?»
Es ist grossartig. Das ist meine Spezialität: mit Nostalgie zu spielen, ohne retro zu sein. Wie lässt sich die Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden, um eine authentische Brücke zwischen diesen Welten zu schlagen? Das ist, was mir wirklich Spass macht. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit einer Marke wie Kulm für mich perfekt. Es ist eine spannende Herausforderung, denn es geht um die Fragen: Wie war es früher, wie ist es jetzt, wie kann es weitergehen? Das sind die drei Fragen. Ich spiele gern mit Ideen, Musik, verschiedenen Klängen, Künstlerinnen und Künstlern, um weiterzukommen, ohne die Vergangenheit und das kulturelle Erbe zu vernachlässigen – und ohne zu stark in die Zukunft einzugreifen. Man muss das richtige Gefühl für das finden, was als Nächstes kommt.
Für die meisten wird es eine wunderschöne erste Erfahrung im Kulm und im Engadin sein. Ich wünsche mir, dass sie fasziniert sind. Und ich hoffe, dass sie danach mehr wollen und wiederkommen möchten. Das ist sowieso immer mein Ziel, egal wo: Die Menschen sollen sich bei der Abreise besser fühlen als bei Ihrer Ankunft.

Über Arman
Arman Naféei, Directeur d’Ambiance des Kulm Hotels, ist ein angesehener Musikkurator, der Klangwelten für Luxusmarken und ikonische Häuser wie das Chateau Marmont erschafft. Daneben hostet er die namhafte Interviewserie «Are We On Air?».