ein klassiker kehrt zurück
Pünktlich zur Ski-WM 2017 in St. Moritz erstrahlte der 110 Jahre alte Kulm Country Club im Kulm Park in neuem Glanz. Der Kulm Country Club gilt als Andenken an die Olympischen Winterspiele von 1928 sowie 1948 in St. Moritz und ist als schützenswert eingestuft. Für die Renovations- und Erweiterungsarbeiten ist der englische Star-Architekt Lord Norman Foster beauftragt worden.
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Restaurationsarbeiten Kulm Country Club
Der Umbau beinhaltet die Renovation des Kulm Country Club, bei der im ersten Stockwerk des Gebäudes ein Restaurant mit Terrasse entsteht. Dem Original nachempfunden, wird innen wie aussen mit viel Holz gearbeitet. Im Restaurant werden Wanderausstellungen zu den Themen Olympische Spiele, Sport, Natur und Zeitzeugen präsentiert. Im Erdgeschoss ist ein Geschäft in Anlehnung an lokale bauliche Traditionen geplant sowie ein Raum für den Schlittschuhverleih für das angrenzende Natureisfeld des Kulm Parks.
wie alles begann
Frisch geschliffene Schlittschuhkufen klacken über den Holzboden im Kulm Country Club und verewigen sich mit langen Furchen im historischen Gebäude. Hier im 1. Stock treffen am 11. Februar 1928 Spitzenathleten auf die Promis des frühen 20. Jahrhunderts. Stummfilm-Legende Charlie Chaplin und US-Staatsoberhaupt Calvin Coolidge diskutieren angeregt über den ersten Besuch eines amtierenden US-Präsidenten in Kuba, während sie das Getümmel vor dem Pavillon aus den handgeschnitzten Rundbogen-Fenstern beobachten. Diese historischen Holzelemente prägen auch nach der Renovation, knapp 90 Jahre später, die Architektur des Gebäudes. «Wo immer möglich, erhielten wir die alte Substanz im Jugend- und Holzstil. Wo nötig, liessen wir die Fenster und Türen originalgetreu nachbauen», erklärt Architekt Andy Küchel.
Das lebendige Flair der Olympischen Winterspiele
Einen Stock tiefer, im Erdgeschoss, befindet sich das Herzstück des Kulm Country Clubs. Gäste, Einheimische und Sportler stapfen an diesem Samstag 1928 in ihren vom Schnee durchtränkten Schuhen durch den grossen Rundbogen im Eingangsbereich und drängeln sich die breiten Stufen der imposanten Treppe hinauf. Architekt Rolf Som findet hier sein persönliches Highlight: «Seit der Renovation strahlt der alte Kern, der Eingangsbereich, wieder dieses lebendige Flair aus, das es vor knapp 90 Jahren bei den ersten Olympischen Winterspielen versprühte.»
Die Goldenen Zwanziger Jahre
Die Spiele 1928 waren die ersten offiziellen Olympischen Winterspiele überhaupt. Stolz präsentierten die Besucher bei der Anreise nach St. Moritz den neuen Bugatti Royale oder den Mercedes-Benz Typ S: Das Automobil gewordene Superlativ der Zwischenkriegszeit. Auch bei der Kleiderwahl wurde geklotzt und nicht gekleckert. Inspiriert von der revolutionären 20er Jahre Modeikone Coco Chanel, flanierten die selbstbewussten Damen – gut versteckt unter dem wärmenden Fellmantel – in lockeren Hängekleidern aus Seide, verziert mit Strass-Steinen, Pailletten und Spitze den Kulm Eispavillon entlang. Lange Perlenketten und Kopfschmuck, reichlich verziert mit Federn und Edelsteinen, rundeten den extravaganten Auftritt ab. Auch in androgynen Frisuren wie dem Bubikopf oder den Wasserwellen spiegelte sich das neu gefundene Selbstvertrauen/Emanzipation der Frauen wieder. Und was die Männer Zigarren pafften, rauchten die Damen ihre Zigaretten.
Begegnungsort Eisbahn
Der Kulm Country Club war während den Olympischen Spielen 1928 und 1948 das Hauptquartier der Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer. Zu dem 1928er US-Hit „Corinne, Corrina“ von Bo Carter oder in musikalischer Begleitung kleiner Orchester glitten die Athleten beim Training über das Eisfeld vor dem heutigen Baudenkmal. Auch für Gäste und Einheimische war die Eisbahn schon früh ein Begegnungsort in St. Moritz. Wer sich selbst nicht auf die schmalen Kufen wagte, sah den norwegischen Eiskunstlauflegenden Sonja Henie und Gillis Grafström beim Schaulaufen zu – der gesellschaftliche Höhepunkt im Wintersportort.